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Geländerittführerprüfung im Sarntal



20.05.2007
Anwärter:
Alberich Hofer, Reitbetrieb Steinerhof, Pfelders
Heidi Marth, St.Pauls
Antonia Muraro, Pension Hofstätt, Sarnthein
Elke Rautscher, Missian


Antonia Muraro`s Rittausschreibung hat alle begeistert. Sie war aus landschaftlicher Sicht sehr vielversprechend, für Pferd und Reiter allerdings sehr anspruchsvoll, galt es doch u.a. auch über 2000 hm zu überwinden.
Alle Anwärter haben sich und ihre Pferde bestens auf diesen Tagesritt vorbereitet, haben sich die Mühe gemacht, bereits vorher die Route abzureiten oder abzugehen. Ein Beweis, mit welcher Ernsthaftigkeit alle zur Sache standen.

Das Los für den ersten Teil der Strecke fiel auf Heidi Marth. Vom Geläuf her und auch von der Wegfindung sicherlich der schwierigste Abschnitt. Gestartet wird auf die Minute pünklich. Heidi führt sehr zügig, das von ihr ausgebildete junge, großrahmige Warmblut zeigt beste Ansätze im Gelände, ist trittsicher und arbeitet willig. Es meistert die rund 1000 hm bis zur Sarner Skihütte mit Leichtigkeit und zeigt auch auf extrem steilen Passagen keine Unsicherheit. Alle Teilnehmer reiten auf diesem Streckenabschnitt einen beispielhaften leichten Sitz.
Auf ebenen Plätzchen wird angehalten und ein Rückblick über den gerittenen Streckenabschnitt gehalten. Gutes und weniger gutes wird angesprochen.

Auf der Sarner Skihütte angekommen, sorgt sich Heidi um die trocken angekommenen (!!!) Pferde und um die Reiter. Erzählt sehr ausführlich über Land und Leute, dieses schönen Tales. Eine tolle Überraschung, dass Heidi’s Mann uns auf der Hütte mit seinem schwungvollen Spiel auf der Steirischen Harmonika begrüßte.

Nach einer kleinen Pause bei Kaffee und Kirchtagskrapfen führt Alberich weiter. Sofort spürt man seine große Routine im Führen einer Gruppe. Auf seinem Steinerhof in Pfelders (0473 646741) hält er für seine Gäste 14 gut ausgebildete Haflinger Pferde. Alberich’s Ruhe in all seinem Tun färbt sich sofort auf Pferd und Reiter ab. Klar und kurz sind seine Anweisungen, behält die Gruppe stets im Auge. Auch reiterlich hat er sehr an sich gearbeitet. Wir verlassen die Baumgrenze, eine traumhafte Bergwelt tut sich auf.
An den ‚Steinernen Mandln’ angekommen, erklärt uns Alberich in einer kaum zu überbietenden Rundumsicht die markantesten Gipfel und Bergzüge.

Der Prüfer stell ihm recht schwierige Anforderungen mit Karte und Kompass. Nach anfänglichem Zögern, findet sich Alberich aber schnell zurecht und kann die gestellten Fragen befriedigend beantworten. Antonia erzählt uns ausfühlich über diese vorgeschichtliche Kultstätte, über die Hexenverfolgungen im Tal und einiges mehr aus den dunklen Seiten der Kirchengeschichte. Sie führt uns weiter. Und auch bei Antonia ist sofort erkennbar, dass sie das Führen von Gruppen bereits ‚im kleinen Finger’ hat. In ihrer Pension ‚Hofstätt’ in Sarnthein (0471 623026) findet nicht nur der Reiter, sondern auch die Pferde eine gute Unterkunft.

Antonia ist sehr aufmerksam, gibt der Gruppe jegliche Hilfestellung, ist sehr fürsorglich. Ihr starker Haflinger ist von ihr beispielhaft erzogen. An der Möltner Kaser geht es vorbei, auf dem schmalen Abstieg, weist Antonia stets auf alles hin, was als Gefahr erkennbar ist. Am Jenesiener Joch angekommen, ist endlich Mittagsrast angesagt. Für die Pferde stehen Anbindebalken oder kleine Umzäunungen zur Verfügung. Antonia lässt absatteln. Der Prüfer ist über die top Sattellage aller Pferde erfreut. Die Rast tut allen gut.
Elke lässt vor dem Abritt, die Pferde tränken, sie haben kaum Durst. Durch die stets dem Gelände angepasste Gangart, kamen die Pferde kaum ins Schwitzen. Bei diesen Höhenunterschied eine tolle Leistung und der beste Beweis für die gewissenhafte Vorbereitung der Pferde. Elke hat noch keine Routine im führen großer Gruppen, aber sie wird im Laufe ihrer Arbeit immer entschlossener und auch klarer in ihren Anweisungen. Die Ermahnung des Prüfers nimmt sie ernst, ‚legt sich voll ins Zeug’. Sie hat beim Losen sicherlich den undankbarsten Teil dieses Tagesrittes gezogen. Am Putzer Kreuz erzählt uns Elke sehr ausführlich über die Bewandtnis dieser kleinen Kirche und unterwegs machte uns Elke auf die sehr interessanten geologischen Besonderheiten aufmerksam und erklärte uns auch deren Entstehungsgeschichte. Die schönen Wegabschnitte lässt Elke in einem sehr regelmäßigem Trab reiten, dann heißt es absitzen und steil ins Tal absteigen. Elke macht auf alle Gefahren entlang des teils ausgesetzten Weges aufmerksam und bringt Pferd und Reiter wohlbehalten zum Ausgangspunkt, der Pension ‚Hofstätt’ in Sarnthein, zurück. Sie kümmert sich um die Versorgung der Pferde und hält mit allen Beteiligten noch ein abschließendes Gespräch.
Die kurze Planungsarbeit an einer Karte aus einem ortsfremden Gebiet bewältigen die Anwärter zur Zufriedenheit des Prüfers.

Alberich Hofer, Heidi Marth, Antonia Muraro und Elke Rautscher haben die Prüfung zum Geländerittführer bestanden.

Anm.:
Besonders erfreut zeigten sich die Reiter über die Tatsache, dass die Forstbehörde im Sarntal die zu erneuernden Wegabkehren wie eh und je mit Holzabkehren ersetzt. Im Gegensatz zu den inzwischen bereits landsüblichen –für Mensch und Tier gleichermaßen gefährlichen- eisernen Abkehren. Am Verwenden von nachwachsendem Rohstoff, der zudem im Lande wächst, erkennen wir einen klares Bekenntnis zur Umwelt und zur heimischen Holzwirtschaft. An dem Festhalten an jahrhundertealter Tradition erfreuen sich bestimmt alle Erholungssuchenden und nicht zuletzt auch das Wild und unsere Pferde.
Schade, dass fast flächendeckend im ganzen Lande dies nicht so gehandhabt wird. Obwohl Unmengen an Lärchenholz in landeseigenen Wäldern wächst und das Land über eigene Sägewerke verfügt. Aber vielleicht sind diese grauenhaften eisernen Wegabkehren kostengünstiger, vielleicht erhofft man sich eine längere Lebenszeit, vielleicht sind sie pflegeleichter. Das sind heute leider vielerorts die vorrangigen Werte. Dass dies auch bei der Forstbehörde so ist, bringen wir jedoch nicht auf einen Nenner.

Autor: Manfred Gelf

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